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Ingenieurbüro
Dr.-Ing. Rolf-Jürgen Gebler GmbH
Fischweg an der Moselstaustufe Koblenz
Bauherr/Auftraggeber:                Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord
                                                    Regionalstelle Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz Koblenz

Vom Ing.-Büro Dr. Gebler
durchgeführte Arbeiten:

                                                   - Vorstudie zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit (für alle Moselstaustufen  zwischen Koblenz und Trier)
                                                   - Genehmigungsplanung, Ausführungsplanung
                                                   - Ausschreibung
                                                   - Bauüberwachung / Abrechnung

Projektleiter / Ansprechpartner:   Dipl.-Ing. (FH) Helmut Schmid


Die Staustufe Koblenz ist vom Rhein her das erste Wanderhindernis in der Mosel. Ein bestehender Beckenpass am Kraftwerk der Staustufe Koblenz, am rechten Ufer, ist zu klein dimensioniert. Des Weiteren ist mit der Anordnung der Mündung, ca. 50 m unterhalb der Wasserkraftanlage die Auffindbarkeit des Fischaufstieges nur eingeschränkt gewährleistet. Das Land Rheinland-Pfalz, vertreten durch die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, beabsichtigt den Bau eines funktionstüchtigen Fischpasses an der Wasserkraftanlage der Staustufe Koblenz.
Der Fischweg wird als "Vertical-Slot-Fischpass" gestaltet. Der "Vertical-Slot-Fischpass" ist durch einen auf der gesamten Beckenhöhe offenen Schlitz in der Querwand gekennzeichnet. Hiermit ergibt sich die Möglichkeit, ein innerhalb des Fischaufstieges durchgehendes Sohlsubstrat zu schaffen.

Der Fischweg unterteilt sich in die folgenden Abschnitte bzw. Bauwerke:
Schlitzpass im Bereich Krafthaus:
Im Bereich des Krafthauses wird das Gerinne des bestehenden Fischpasses genutzt. Im Gerinne wird ein Schlitzpass errichtet, die Querwände werden neu eingesetzt. Hier wird nur ein geringer Höhenunterschied überwunden.

Schlitzpass unterhalb des Krafthauses:
Unterhalb des Krafthauses wird der Schlitzpass in einem neuen Gerinne weitergeführt. Das neue Gerinne wird wesentlich großzügiger gestaltet. Direkt unterhalb des Krafthauses soll auch die Mündung des Fischweges angeordnet werden. Daher wird in diesem Abschnitt der Fischweg auf einer oberen Ebene über das Mündungsbecken hinweg geführt.
Durch die, im weiteren Verlauf mehrfach gewundene Linienführung wird eine kompaktere Bauweise erreicht. Die Kehren werden zum Teil als Ruhebecken mit ausreichender Wassertiefe und ausreichender Beckengröße dimensioniert.
Der Rückstau des Rheines von UW her wirkt sich weit in das Gerinne hinein aus. Im unteren Abschnitt werden die Querwände und ebenso die Seitenwände soweit hochgezogen, dass nahezu über das ganze Jahr der Fischweg nicht überströmt wird.

Mündungsbauwerk:
Das Mündungsbauwerk liegt unmittelbar neben dem Auslauf der Wasserkraftanlage. Der Abfluss aus dem Fischweg wird durch zwei Einstiege aus dem Unterwasser, quer und längs zur Fließrichtung der Mosel eingeleitet.
Damit das Bauwerk auch bei steigenden Unterwasserständen aufgefunden wird, müssen die Querschnitte der Mündungsöffnungen, relativ konstant gehalten werden. Die Mündungsöffnungen werden daher mit mehrfeldrigen Tafelschützen reguliert, so dass bei allen Unterwasserständen eine wahrnehmbare Leitströmung vorhanden ist.
Eine Aalleiter stellt für Aale eine zusätzliche Verbindung zwischen Sohle und Einstieg am Mündungsbauwerk her. Diese Aalleiter stellt jedoch keinen vollständigen Anschluss an die Gewässersohle dar, so dass ein Einstieg für alle bodenorientierten und substratgebundenen Arten an dieser Stelle nicht möglich ist. Ein Anschluss an die Gewässersohle ist mit einer naturnahen Lösung weiter im Unterwasser vorgesehen. Im unteren Bereich des Fischpasses zweigt ein Raugerinne vom Schlitzpass ab. Der Wasserspiegelunterschied im Raugerinne wird durch lückig gesetzte Blocksteine abgebaut.

Dotierwasserzugabe:
Zur Erhöhung der Leitströmung wird ein zusätzlicher Abfluss in das letzte Becken eingeleitet. Die Wasserzufuhr von Oberwasser erfolgt über einen bestehenden Kanal.
Um den anstehenden Höhenunterschied entsprechend umzuwandeln und zu nutzen, wird eine Dotierwasserkraftanlage errichtet. Der Einbau der Turbine erfolgt in einem eigens dafür errichteten Kraftwerksschacht neben dem Mündungsbecken. Betreiber der Turbine ist die RWE-Energie-AG.

Besucherzentrum:
Das Gerinne wird unterwasserseitig der Dotierwasserkraftanlage an einem Besucherzentrum vorbeigeführt. Zweck des Besucherzentrums ist, die Bedeutung der ökologischen Durchgängigkeit am Beispiel des Fischweges in Koblenz einer breiten Öffentlichkeit transparent darzustellen. Das Gebäude soll für Ausstellungen zum Thema Gewässer (Fischerei, Gewässerökologie, Energie und Schifffahrt) entwickelt und gebaut werden. Das Besucherzentrum wird als geschlossenes Bauwerk über mehrere Etagen ausgeführt.
In der untersten Etage wird die Beobachtungsstation eingerichtet. In der rechten Seitenwand des Betongerinnes werden hierzu Sichtfenster integriert. Durch die Fenster kann vom Besucherzentrum aus in den Fischweg eingesehen werden.
Das Besucherzentrum wird durch das Büro VON CANAL ARCHITEKTEN & INGENIEURE geplant.

Zähl- und Kontrollstation:
Es ist beabsichtigt, im Bereich des Fischweges längerfristig die Funktion der Anlage und auch das Artenspektrum der Mosel zu kontrollieren. Die Anlage wird mit einem Zählbecken im Nebenschluss, unterhalb des Besucherzentrums durchgeführt. Dazu wird neben dem Gerinne des Fischweges eine separate Kammer angeordnet.
Für die Funktionskontrolle wird der Fischweg neben dem Zählbecken mit einem Schütz verschlossen, der gesamte Abfluss des Fischweges fließt anschließend über eine Überfallschwelle in das Zählbecken. Die wandernden Fische schwimmen in das Zählbecken ein, das Auswandern aus dem Zählbecken ist bedingt durch die Konstruktion kaum mehr möglich.
Zur Entnahme der Fische wird, nach dem Schließen des Ein- und des Auslaufes, das Zählbecken über einen Grundablass entleert.
Zur Hälterung der entnommenen Fische werden zwei Hälterbecken angeordnet.
Weitere Möglichkeiten zur elektronischen Überwachung und Funktionskontrolle werden im Bereich des Besucherzentrums, sowie in sonstigen Bereichen des Fischweges vorgesehen.

Vorrichtungen für den Fischabstieg:
Derzeit existieren für große Wasserkraftanlagen noch keine Vorgaben für geeignete Schutz- und Abwanderungseinrichtungen. Soweit sinnvoll, werden jedoch bereits jetzt schon Vorkehrungen getroffen, die den Einbau einer späteren Fischschutz- und Fischabstiegsanlage erleichtern. Vom Oberwasser her werden daher neben der Wasserkraftanlage, zum Fischweg hin mehrere Mauerddurchbrüche (sog. Bypassöffnungen) hergestellt. Die Durchbrüche werden mit einem Verschluss und mit Führungsschienen versehen. Die Führungsschienen erlauben das Einsetzen von Stahlelementen zur Optimierung der Einlaufquerschnitte. Es soll schon nach Fertigstellung der Anlage, die Akzeptanz der Bypassöffnungen an verschiedenen Standorten getestet werden.

Schlitzpass im Bereich Krafthaus,
Schlitzpass unterhalb Krafthaus,
Mündungsbauwerk
Dotierwasserzugabe,
Raugerinne / Sohlanschluss,
Zähl- und Kontrollstation,
Besucherzentrum,
Vorrichtungen für den Fischabstieg.
Abmessungen:

Beckenbreite:
Beckenlänge:
Schlitzbreite:
Anzahl Querwände:
WSP-Unterschied je Becken:
Wassertiefen:
Abfluss:
2,70 m
= 3,80 m
0,45 m
39 Stück
0,15 m
1,10 - 1,25 m
ca. 900 l/s im Fischweg,
zuzüglich bis 4,5 m³/s über die Dotierturbine
Mündung Fischwechselanlage

Moselstaustufe Koblenz - Gesamtlageplan
Quelle: Architekturbüro von Canal, 2010
Quelle: Architekturbüro von Canal, 2010

Betonarbeiten Untergeschoss Besucherzentrum
Sohlräumung im Oberwasser
Bewehrungsarbeiten Einlauf Dotierturbinenkanal
Bodenplatte Fischpass, Bereich Zählbecken
Herstellen der Bohrpfahlwand
Blick über die Baugrube im Unterwasser
Saugschlauch Dotierturbine
Wasserhaltung im Oberwasser
Arbeiten am Einlauf in den Fischweg
Herstellen der Bodenplatte des Besucherzentrums
Abbrucharbeiten am zukünftigen Einlauf Dotierturbine
Betonarbeiten im Oberwasser
Einlauf zur Dotierturbine
Rohbau Besucherzentrum
Sohlanschluss vor dem Einlauf in den Fischpass
Vorbereitungsarbeiten, Rueckbau der Wasserhaltung
Besucherzentrum mit aufgeschlagenem Dachstuhl
Hochwasser
Seitenansicht Besucherzentrum
Betonbau Fischpassgerinne
Blick auf das Mosellum und den Dotierturbinenschacht
Zulaufkanal Dotierturbine und verbleibendes altes Fischpassgerinne
Baugrube Mündung
Dotierturbinenschacht
Fischpassgerinne und Zählbecken
Bewehrungsarbeiten
Saugschlauch Dotierturbine
Zaungäste
Baugrubenende Moselabwärts
Blick Moselaufwärts, Arbeiten am Mündungsbecken
Pumpen- und Pegelschacht
Ansicht von Wehrsteg
Mündung
Mündungsschütz
Querwand
Raugerinne
Blick Richtung UW
Dammtafel Einlauf
Hälterbecken
Trägerrahmen für Zähleinrichtung
Wiederherstellung Radweg und Mosellum
Wiederherstellung Radweg
Fischwechselanlage an der Moselstaustufe Koblenz

Am 29. September 2011 wurde die Fischwechselanlage und das Mosellum durch Herrn Staatssekretär Rainer Bomba  (Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung) und durch Frau Staatsministerin Ulrike Höfken (Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten, Rheinland-Pfalz) feierlich eröffnet.

Bereits am ersten Tag konnten sowohl durch die Sichtfenster im Mosellum, als auch über die elektronische Zähleinrichtung die ersten Nutzer der Fischwechselanlage gesichtet werden (siehe Videoclips, Barsche und Meerforelle). Mehrere Ukeleis wurden bei einem ersten Probebetrieb des Zählbeckens gesichtet.

Mit dieser feierlichen Eröffnung beginnt die Phase der Inbetriebnahme der Fischwechselanlage. Alle Komponenten der Anlage müssen schrittweise aufeinander abgestimmt werden.

Das Mosellum ist seit ersten Oktober, dienstags bis sonntags ebenfalls für die Öffentlichkeit zugänglich.


Inbetriebnahme Zählbecken
Mosellum
Sichtfenster Mosellum
Stromungsbild Becken
Raugerinne
Pegelschacht
Hälterbecken
Elektronische Zähleinrichtung
Inbetriebnahme Fischwechselanlage
Fischwechselanlage
Fischwechselanlage2
Fischwechselanlage3
Fischwechselanlage4
Fischwechselanlage5
Strömungsuntersuchungen Mündung
Mündungsbecken in Betrieb
Einstiege 1 und 2, mit Dotierwasserbetrieb
Quelle MULEWF
Inbetriebnahme Zählbecken
Tauchereinsatz, Justierung der Mündungsblenden im Rahmen der Inbetriebnahme

Die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) betreibt im Bereich der Fischwechselanlage eine elektronische Zähleinrichtung. Bereits am ersten Betriebstag konnten eindrucksvolle Aufnahmen von aufsteigenden Flussbarschen  und einer Meerforelle gemacht werden.
Erster Spatenstich
PDF: Erster Maifisch
Impressionen Sichtfenster_1 (Quelle SGD)
Impressionen Sichtfenster_2 (Quelle SGD)
Impressionen Sichtfenster_3 (Quelle SGD)
Impressionen Sichtfenster_4 (Quelle SGD)
erster Lachs in der neuen Fischtreppe Mosel Koblenz (Quelle BFG)
Sichtfenster (Quelle SGD)
Fischmengen (hauptsächlich Rotaugen)
Lachsmännchen
Maifisch_Mosel_Koblenz_2013_07_12